Winzerhof Gussek, Spätburgunder, Kaatschener Dachsberg, 2015

Verkostungsnotiz

Hersteller:Winzerhof Gussek
Rebsorte:Spätburgunder
Anbaugebiet:Saale-Unstrut
Lage:Kaatschener Dachsberg
Land:Deutschland
Jahrgang:2015
Werte:A 14,0% / RZ 1,3 g/l / S 5,8 g/l
Preis (EVP):24 €
Weinberg der Anbauregion Saale-Unstrut mit der Stadt Naumburg im Hintergrund.
Toreinfahrt zum Winzerhof Gussek an der Kösener Straße in Naumburg (Saale)

Spätburgunder reloaded

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Letztlich dann mit dem 2015er Winzerhof Gussek Spätburgunder Kaatschener Dachsberg doch noch ein weiterer Spätburgunder. Einige Zeit hatte ich einen kleinen Bogen um den Pinot Noir, so der offizielle internationale Hauptname der Rebsorte, gemacht und mich anderen Weinen zugewendet. Die wenigen, auch von renommierten Weingütern stammenden und von mir verkosteten Weine überzeugten mich kaum. Das eine Mal für meinen Gaumen zu voluminös, zu überholzt, Eleganz und Finesse vermissen lassend. Das andere Mal dann mit leicht laktischen, an Joghurt oder Frischkäse erinnernden Aromen ausgestattet und daher auch nicht mein Fall.

Aber dann, nach dem 2017er Pinot Noir Les Dames Huguettes der Domaine Bertagna, der nächste Volltreffer: Der Winzerhof Gussek, Spätburgunder, Kaatschener Dachsberg, DQW Saale-Unstrut, 2015 zeigt, was diese Rebsorte, in den richtigen Händen, zu liefern in der Lage ist.

Der Dachsberg in der Toskana des Nordens

Die Lage ist im nördlichsten deutschen Qualitätsweinbaugebiet, Saale-Unstrut, von besonderer Bedeutung. Mit durchschnittlich knapp über 1.700 Sonnenstunden jährlich und etwas unter 600 Litern Niederschlag pro Quadratmeter dominiert hier das mitunter schwierige Witterungsverhältnisse mit sich bringende kontinentale Klima. Der Kaatschener Dachsberg, der einzige terrassierte Weinberg Thüringens, liegt im südwestlichen Zipfel dieser „Toskana des Nordens“. Ebenso, nämlich südwestlich exponiert, weist der weinbaulich erstmals bereits 1216 erwähnte Dachsberg dabei mit seinen Muschelkalk-Verwitterungsböden die seltenen Schichten aus Travertine, also Süßwasser-Kalksteinen aus. Weine aus Reben, die auf diesem Sedimentgestein stehen, gelten als aromaintensiv und mineralisch.

Schmuckschild des Winzerhof Gussek

Der Winzerhof Gussek

Und die „richtigen Hände“ – das sind deren 16 in dem 1993 auf dem Grundstück der ehemaligen Naumburger Weinbauverwaltung von André Gussek gegründetem Winzerhof. Mit Sohn Thomas als Außenbetriebsleiter und Hella Pläger als Kellermeisterin seien vier Hände namentlich erwähnt. André Gussek als Kopf des Teams von der Kösener Straße war schon zu DDR-Zeiten Fachbereichsleiter „Tank und Keller“ im Landesweingut Kloster Pforta, damals noch das Volkseigene (VEG) Weingut Naumburg. Um 1990 dann zum dortigen Kellermeister aufzusteigen. Aber bereits zu DDR-Zeiten erntete er Trauben seines eigenen Weinbergs. Angelegt auf einem früheren Rhabarberfeld im Vorgarten des Verwalterhauses. Zunächst noch mit der Verpflichtung, diese an das VEG zu veräußern. Nach der Wende dann zu dem gekeltert, was man heute als Garagenwein bezeichnen könnte. So vorgestellt im Portait auf der hompage der sich für eine Qualitätssteigerung im Weinbaugebiet Saale-Unstrut einsetzenden Vereinigung Breitengrad51, deren Gründungsmitglied der Winzerhof ist.

Der Winzerhof Gussek, Spätburgunder, Kaatschener Dachsberg 2015

Mit dem Barrique-Ausbau geht Gussek, übrigens der erste, der in dieser Region dieses französische Holzfass einsetzte, gekonnt um. Rauch und Mokka unterstützen die kräftige Burgunderfrucht von Schattenmorellen und roten Beeren, ohne sie abzuwürgen. Die bei 105° Oechsle gelesenen und dann mit einer Ganzbeerengärung verarbeiteten Trauben liefern ein rundes Tannin mit gut verpackten 14 Volumenprozent Alkohol bei 1,3 g/L Restzucker und 5,8 g/L Säure. Saftig und ausbalanciert, zeigt dieser Wein, wie ein Spagat zwischen Feinheit und Fülle gelingen kann. Gut investierte 24 Euro ab Weingut, vom „Alchemisten“ und einem der „findigsten Weinmacher“ der Region Saale-Unstrut, wie Breitengrad51 anmerkt.

Flaschenetikett (Vorderseite) des Winzerhof Gussek, Spätburgunder, Kaatschener Dachsberg, DQW Saale-Unstrut, 2015
Flaschenetikett (Rückseite) des Winzerhof Gussek, Spätburgunder, Kaatschener Dachsberg, DQW Saale-Unstrut, 2015

Verkostungsnotiz vom 06. Januar 2024

Im Glas:

klar; kräftiges ziegelrot mit bräunlichen Reflexen, weißlicher Rand; Dichte: mittel plus; Viskosität: mittel


In der Nase:

sauber; Intensität: mittel minus; Qualität: angenehm bis vielschichtig; Aromen: Sauerkirsche, Himbeere, Rote Beete, dazu etwas geröstete Haselnuss, Mokka und Rauch; mit etwas Luftkontakt öffnet sich der Wein, die Aromen werden präziser


Am Gaumen:

trocken; spürbare, aber gepufferte Säure, gut eingebundener Alkohol sowie weiche und strukturgebende Tannine am hinteren Gaumen; die balsamischen und erdigen Aromen treten deutlicher hervor, ohne die Frucht zu maskieren; Länge: mittel+.